Warum deine verstorbene Oma im Traum plötzlich lila Haare hat – Psychologe erklärt das Phänomen

Verstorbene in unseren Träumen – Was dahinter steckt

Hast du je von einer verstorbenen Person geträumt und beim Aufwachen gedacht: „Was war das denn?“ Vielleicht hatte deine Oma plötzlich lila Haare, dein ehemaliger Lehrer hat in Reimen gesprochen oder ein verstorbener Freund reichte dir ein rätselhaftes Objekt. Solche Träume sind häufiger, als viele denken.

Laut der internationalen Forschungsarbeit von Dr. Joshua Black, einem anerkannten Experten für Trauerträume, berichten über 40 bis 50 % der Menschen einmal in ihrem Leben von einem Traum, in dem eine verstorbene Person vorkommt. Diese Träume sind oft emotional relevant – und vielfach auch außergewöhnlich in ihrer Darstellung und ihrem Inhalt.

Warum unser Gehirn Verstorbene im Traum „umformt“

In der REM-Schlafphase ist das Gehirn besonders aktiv: Erinnerungen und Gefühle werden verarbeitet, oft in symbolischer oder verfremdeter Form. Träume wirken wie ein psychologischer „Remix“ – manchmal unsinnig, manchmal tiefgründig.

Drei typische Variationen ungewöhnlicher Träume mit Verstorbenen:

  • Die verstorbene Person sieht völlig anders aus (z. B. in einer anderen Lebensphase oder anders gekleidet)
  • Sie zeigt unerwartetes Verhalten (z. B. eine ernsthafte Person erscheint plötzlich humorvoll)
  • Sie erscheint in bizarren oder fremden Kontexten (z. B. als Astronaut oder Balletttänzer)

Die psychologische Bedeutung dieser Träume

Träume von Verstorbenen sind kein zufälliges Kopfspiel. Laut Dr. Joshua Black spiegeln sie emotionale und psychologische Prozesse wider. Unser Gehirn setzt sich kreativ mit Bindung, Verlust und inneren Bedürfnissen auseinander. Häufig versuchen diese Träume, ungesagte Worte nachzuholen, Trost zu finden oder das innere Bild eines geliebten Menschen neu zu gestalten.

Erscheint jemand im Traum erheblich jünger, weckt das möglicherweise Erinnerungen an eine glücklichere Zeit. Ein älteres Erscheinungsbild hingegen könnte dafür stehen, dass man sich Rat oder Führung wünscht – unabhängig vom tatsächlichen Lebensalter der Person.

Fünf häufige, ungewöhnliche Traumbilder – und was sie bedeuten könnten

1. Eine verstorbene Person warnt dich auf seltsame Weise

Plötzlich steht dein Vater mit der Warnung da: „Meide den Fluss, wenn die Bäume rot sind!“ Klingt absurd? Viele Menschen erleben Träume mit rätselhaften Botschaften. Studien deuten darauf hin, dass solche Inhalte häufig symbolisch für innere Konflikte, Unsicherheiten oder ungelöste Probleme stehen. Das Unbewusste kommuniziert in Bildern, nicht in logischen Sätzen.

2. Jünger oder älter als beim Tod

Trauernde berichten von Träumen, in denen Verstorbene verschieden altern. Ein jüngeres Aussehen wird oft mit Lebendigkeit assoziiert, ein älteres Aussehen könnte den Wunsch ausdrücken, von der Person noch etwas zu lernen.

3. Unerwartetes Verhalten oder Rollenwechsel

Träumt man davon, dass der verstorbene Onkel einen Poetry Slam gewinnt, spiegeln solche Träume oft unausgesprochene oder unentdeckte Aspekte der Person wider – oder sogar eigene Sehnsüchte nach Veränderung.

4. Wortlose Gespräche oder unerwartete Sprachen

Wenn Verstorbene ohne Worte oder in unbekannten Sprachen in Träumen auftreten, wird das meist als bedeutsam wahrgenommen. Forscher wie Joshua Black sehen darin die Entfaltung tief emotionaler Energien.

5. Unlogische oder „unmögliche“ Szenarien

Träumt man von einem Vater als Zirkusartist, könnte das psychologisch gesehen neue Perspektiven oder Befreiungen symbolisieren – die Aufhebung von im Leben vorhandenen Grenzen.

Der Nutzen solcher Träume

So befremdlich manche Träume wirken: Sie erfüllen oft eine bedeutende psychologische Aufgabe. Studien von Patricia Garfield und Joshua Black belegen, dass Personen, die diese Träume positiv wahrnehmen, im Allgemeinen emotional gefestigter und inniger mit der verstorbenen Person verbunden sind.

Positive Effekte können sein:

  • Verarbeitung des Verlusts
  • Bewahrung inniger Beziehungen
  • Kreative emotionale Orientierung
  • Gefühl von Trost und Klarheit

Wann Vorsicht geboten ist

Wenn Träume den Alltag belasten, solltest du aufmerksam sein. Wenn du:

  • wiederkehrend beängstigende Träume hast,
  • Entscheidungen nach Träumen triffst,
  • das Gefühl hast, die verstorbene Person könnte nicht zur Ruhe kommen, oder
  • unter den Träumen leidest,

dann könnte psychotherapeutische Unterstützung wertvoll sein. Fachleute für Trauerarbeit haben Erfahrung mit diesen emotionalen Herausforderungen.

Was du tun kannst: Drei einfache Tipps

1. Halte deine Träume fest

Ein Traumtagebuch kann dir helfen, Muster zu erkennen, die über mehrere Träume hinweg eine Art Erzählung ergeben können.

2. Lass die Logik los

Ein Traum muss nicht verstanden werden, um Wirkung zu entfalten. Die Irritation kann selbst ein Hinweis sein, dass dein Inneres sich neu ordnet.

3. Achte auf die Gefühlswelt

Manchmal ist die emotionale Atmosphäre entscheidend. Beruhigte oder bewegte dich der Traum? Oder verängstigte er dich? Das Gefühl kann zeigen, ob der Traum heilsam ist oder mehr Aufmerksamkeit benötigt.

Kulturelle Einflüsse auf Träume – träumen Deutsche anders?

Trauminhalte sind oft kulturell geprägt. In Asien und Afrika spielen spirituelle Aspekte in Träumen häufig eine größere Rolle als in Mitteleuropa, wo eher alltägliche oder lösungsorientierte Inhalte berichtet werden. Psychologen wie Michael Schredl erklären das mit kulturellen Wertvorstellungen über Tod und Trauer.

Offene Fragen der Wissenschaft

Wie entstehen die Bilder in Trauerträumen? Warum träumen manche oft von Verstorbenen, andere nie – und wann tauchen diese Träume auf? Moderne Traumforschung, unterstützt durch Technologien wie Magnetresonanztomografie, befindet sich hier noch am Anfang. Sicher ist: Träume dienen als emotionale Kompassnadel – gerade in Zeiten des Wandels oder Verlusts.

Die Reise im Innern geht weiter

Wenn dir ein Verstorbener im Traum auf ungewöhnliche Weise begegnet, betrachte es als Einladung: Dein Inneres arbeitet, heilt, erinnert und entdeckt. Vielleicht offenbart sich in der absurden Szenerie ein Teil deiner tiefsten Wünsche und Hoffnungen. Manchmal spricht das Unbewusste lauter als Worte.

Und wenn dein alter Onkel als versierter Jongleur im Kosmos auftritt oder deine beste Freundin ein Orchester dirigiert – lass es als Ausdruck deiner gelebten Trauer stehen. Mit Humor, Tiefe und Fantasie. Genau deshalb sind diese Träume so wertvoll.

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